1877 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lübker, Friedrich
- Hrsg.: Erler, Max
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Bidental — Bildhauer, Bil<
Anhänger des Senats ein Mann von entschiedenem Einflüsse und großer Bebeutnug, aber cmd) sehr eigensinnig. Der Aristokratie schloß er sich aus^ engste an und war daher auch später dem Pom-pejus behulslich das Consnlat allein zu erhalten. Flut. Cat. min. 41 ff. In der Provinz Syrien erwarb er sich (52) durch seine Verwaltung wohlverdienten Ruhm, im Felde dagegen war er un- j bedeutend und schloß sich in seine Festungen ein. Cic. ad Att. 6, 1. Er war verheirathet mit einer > Tochter des jünger» Cato, Porcia, welche nach seinem Tode (kurz vor der Schlacht bei Dyrrha-chiutu, wo B. die Flotte besehligte) den Brutus Heirathete. Caes. b. c. 3, 18. Flut. Brut. 13.
2) (Bein gleichnamiger jüngster Sohn (Flut. Brut, 13.) fiel in der Schlacht bei Philippi in Antonius’ Gewalt, schloß sich ihm an und war in der Folge sein Legat in Syrien, wo er starb; er hinterließ dno^ivrjfiovsv^ccta Bqovtov. Flut. Brut. 13. App. b. c. 4, 136.
Bidental s. Jupiter und Zeus, 1).
jbiöeoi, ßidiaioi., ßidvoi (wol das bigcuit-mirte i'svog d. i. Wisser, Zeuge, Richter), eine Behörde in Sparta, in der Regel aus 5 Männern bestehend, welche vorzugsweise die Jünglinge^ zu beaufsichtigen hatten. Sie waren dem Ttaisovöaog untergeordnet; auch wird ein ngsaßvg ßidtcov als ihr Vorsteher genannt. Paus. 3, 11, 2.
Bigäti, sc. nummi heißen die römischen Silberdenare von den finnischen Kriegen bis zu den Bürgerkriegen nach dem Zweigespann als Typus. Plin. n. h. 33, 3, 13. Die germanischen Völker zogen diese alten Münzen der republikanischen Zeit den leichteren Neronischen vor. Tac. Genn. 5.
Bigerriönes, aquitanijche Völkerschaft Galliens am Abour, mit der Stadt Tarba (Tarbes). Caes. I). g. 3, 27.
Bilbilis, Bttßihs, j. Banbola, Stadt auf einem Felsen in Hispania Tarracouensis am Salo, Mutti-cipium mit beut Beinamen Augusta, ausgezeichnet durch seine Eisenwerke und Wafsenschmieben, sowie durch Goldbearbeitung; Geburtsstadt des Dichters Martialis, der in seinen Gedichten oft und mit Siebe von feiner Heimat spricht.
1 Bildhauer, Bildhauerei, Bildsclinitzkunst. I. Die Plastik oder Bildnerei im weiteren Sinne schloß sich bei den Hellenen au entsprechende Gattungen der Tektonik ober Haubwerkskunst au, namentlich an das Arbeiten hölzerner Geräthe, die mit dem Beile ans dem Groben gehauen (te-atcclvnv, Tisl£Y.hv), mit seinen Instrumenten bearbeitet (£,hiv) und mit mannigfachem Schmucke von Golb, Silber, Elfenbein, Bernstein ausgelegt würden (Slvovv, dcadüxxtlv), ober metallener Gefäße; an die Kunst des Löthens (kou^sis, ferruminatio) und an' die Töpferkunst (xgpor-fievtlxrj). Aus der Hand des Bildners in Thon gingen bald auch Reliefs (rvnoi) und ganze Figuren hervor. Durch aufgetragene Farben suchte man den Ausdruck zu steigern, und dieser Schmuck, welcher ursprünglich das Charakteristische in Körperbildung und Kleidung nur roh und grell zur Erscheinung brachte, wurde auch von der vollenbeten Kunst beibehalten (Polych rontie). An Statuen finb vielfache Farbenfpuren erhalten; über den Umfang der Polychromie in der Blüthezeit der Kunst ist man jedoch noch nicht zu einer völlig sicheren Erkenntniß gelangt. Vgl. O. Jahn,
lhauerei, Bildsclinitzkunst. Is-1
die Polychr. der alten Sculptur (Aus b. Alterthumswissenschaft S. 247 ff.). Bei dem Metallgusse (ai-s statuaria) kam es besonders aus die Mischung der Bronze (vgl. Aes Corinthium) und aus die Behaublung des Gusses in Formen an; bte ©tatue würde über einen feuerfesten Kern aus Wachs boffirt und darüber eine thönerue Form gestrichen (liydog, %röyo?), in welcher Röhren angebracht würden, durch welche das eiuströmenbe Erz an die Stelle des Wachses trat und den Zwischenraum zwischen Kern und Form füllte. Die Holzschnitzerei (£f£iv für das flachere, ylvcpsiy für das tiefere Arbeiten mit f(Harfen und spitzigen Werkzeugen) wurde besoubers für Götterbilber (göuva) angewandt. Für die Bildhauerei (sculptura) wurde der feste und politurfähige Kalkstein (daher marmor, s. b., [mqiic<qov von Ilciqiiklqelv), und) zwar der weiße, bei den Griechen vorzugsweise der pentelische, hymettische und parische, in Rom seit Tiberius auch der von Carrara (Luna) als das eigentliche Material anerkannt. — Die Bearbeitung der Metalle mit scharfen Instrumenten, Toreutik, To^svz^ri, cae-latura, war theilweise mit einem Gießen in Formen, besonders aber mit dem Herausschlagen oder Treiben mit Bnnzen verbunden und wurde besonders bei Waffenstücken, namentlich Schilden, bei Gesäßen, besonders großen Silberschüsseln u. s. tu. angewandt. Hiermit hing in den Werkstätten der Alten mich die Arbeit in Elfenbein (f. Elepkantus, A.) zusammen; erhalten siub uns bavou nur die s. g. Diptycha (s. b.) ans dem späteren römischen Reiche. Endlich ist hier bte Arbeit in Edelsteinen (f. Gemma) und in Glas (was eine Nachahmung und ein Ersatz für die kostbarere Kunst der Gemmen war; die mur-rina vasa, s. b., können hier nicht füglich hinzugezogen werben) und die Stempels chneibe-kuust zu erwähnen, die auch durch den Kunst-werth der Typen von Bebeutung ist und worin die Griechen sich durch das eigentliche Schneiden der Stempel, die Römer aber durch das Verfahren des Prägens auszeichneten; größere praktische Wichtigkeit hatte sie jedoch noch in Handel und Verkehr durch die Numismatik. — Obgleich in 2 der ältesten griechischen Plastik fowol orientalische, als auch selbst ägyptische Einflüsse nachzuweisen find, so kann doch von einer eigentlichen Nachahmung nicht die Rede feilt. Auch die frühesten Stufen der Kunst zeigen ein Streben nach eigenen und selbständigen Ausdrucksmitteln. Die Pelasger verehrten ihre Götter ohne Bild und Tempel, nud die Kunst konnte erst daun in der Religion entstehen, als der Mensch ein sichtbares Zeichen, eilt Symbol seiner Gottheit, begehrte. Das älteste Griechenland hatte außer Götterbildern keine Bildsäulen. Aelter aber als die Götterbilder (euovs?, äyoc^ar«) waren die symbolischen Gegenstände der Gottesverehrung. Aus rohen Ansängen daher, der Verehrung von Baumstämmen und Steinen, erhob man sich zur Wahl der Säule, au der, auch als die Arme und Füße baran bezeichnet würden, benuoch die Amte mit dem Leibe zusammenhingen und die Füße geschlossen und unbeweglich waren. Die Arme sonberten sich zuerst, die kriegerische Zierbe von Helm, Lanze und Schilb trat hinzu (Pallabien), bis Daibalos, Zeitgenosse des kretischen Minos (drei Menschenalter vor dem troja-
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- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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- Inhalt: Zeit: Antike
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Gemma.
Kunst, solche cbsc ©teilte zu graviren und zu Policen; von Indien und Aegypten kaut dieselbe nach Vorderasien und Griechenland. Aber hier wurde sie vervollkommnet und, bet^ beit beschränkten Grenzen, ans die sie ihrer Natur nach angewiesen ist, beinahe bis zum höchsten Maße der Vollen^un^g
und Onyx, weniger den Aquamarin (Beryllus od.
Smaragdus Scythi-cus), Sapphir (Hya-cinthus), Topas (Chrysolitkus), am
wenigsten den Diamant (Adamas) und Rubin (Carbunculus).
Die Bearbeitung, wie uns die Alten sie schildern (Plin. 37, 4. 15,
76.), weicht von der unsrigen wenig ab.
Wenn nämlich der Schleifer (politor) den Stein bearbeitet und ihm eine ebene oder gewölbte Form gegeben hatte, griff ihn der Steinschneider (scalptor od. sculptor, cavarius) mit eisernen, mit italischem Stanbe und Oel bestrichenen Instrumenten, bald mit runden, bald mit spitzigen mtd bohr-artigen, bisweilen aber auch mit der in Eisen gefaßten Diamantspitze
4.
an. Ob die Künstler sich dabei der Vergrößerungsgläser bedienten, ist ungewiß. Am häufigsten getragen wurden die Steine in Ringe gefaßt. In diesem Falle lieferte der Steinschneider sie an den Goldschmied (aurifex oder anullarius) ab, der sie einfaßte. Die Figuren wurden entweder vertieft eingeschnitten (gemmae sculptae, exsculptae,
441
dvaylvcpm, Autaglio's), ober aus der Oberstäche hervorragend (caelatae, enzvna, Cameen), enttvebev einzeln ober verbnnben, hinter ober neben einander (capita iugata) ober gegen einetttber gekehrt (ad-versa) ob. von einander weggewandt (aversa). Die ersteren würden hauptsächlich zum Siegeln, bte letzteren zum Schmucke gebraucht. Der Ring hieß »«-hxvuoq, anulus, das eingegrabene Bild, neben welchem sich gewöhnlich noch der Name des Besitzers bar
5.
auf befanb, ccpgayig (s. b.), acpqccylölov, die sie bearbeitenden Künstler 5«xt'u^toy^'uqp°t'sca^P^ores anu" lorum, anularii. Als Sulla, Lucullus, Pompejns u. A. Sammlungen schöner geschnittener Steine (öav.xv-ho&riv.cu) aus Griechenland und Kleinasien nach Rom gebracht hatten, erwachte und verbreitete sich auch hier die Liebe dafür, und Snlla's Stieffohn Sean-ms, Pompejus selber, Cäsar u. A. legten solche ! Sammlungen an, ohne daß doch Rom je ansge-! zeichnete Künstler darin hervorgebracht hätte. So verlor diese Knust, als sie vom Hose der Ptolemaier aus den des Augustus überging, für welchen Dioskorides arbeitete, schon viel an reiner Schönheit des Stils, gewann dafür aber ein eigenes röm. Gepräge wieder. — Unter allen Kunstdenkmalen sind diese in größter Anzahl aus uns gekommen; sie fingen aber erst dann an recht zahlreich zu werden, als der großartige Kunststil zu erloschen begann. Auch in dieser Beziehung hat die Gemme große Aehnlichkeit mit dem Epigramm der griech. Anthologie, und beide können sich gegenseitig zur Erläuterung dienen. Der erste anerkannte Meister im Steinschneiden war P y r-goteles, der allein Alexanders Bild in Stein schneiden durste; aber den Gipfel dieser Kunst bezeichnet der Cameo Gonzaga, jetzt im Besitz des Kaisers von Rußland, das Brustbild des Ptole-maios Philadelphos und seiner Schwester und Gemahlin Arsinoe (nach Andern Olympias und Alexander). Dieser Onyx eines uns unbekannten Künstlers ist das Schönste, Zarteste und Geistreichste, was in dieser Art aus uns gekommen, wogegen ein denselben Gegenstand behandelnder
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- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
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- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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oft wegen verborgener Risse und Spalten gefährlich zu überschreiten sind,
wenn eine trügerische Schneedecke diese ungeheuren Zerklüftungen den Augen
des Wanderers verbirgt. Diese Gletscher und Eisfelder sind zugleich die
reichsten -Vorräthe des reinsten Wassers, welches in tausend Bächlein ihnen
entströmt, oft brausend und tobend hinabstürzt und allmählich als Riesel,
Bäche, Flüsse die Thalschasten durchsließt und zahlreiche kleinere oder größere
Alpenseen bildet. Sie speisen vorzüglich im Hocksommer die Ströme, welche
ohne diesen Zuwachs oft für die Schifffahrt untauglich werden müßten. Die
Alpen sind gesegnet mit den trefflichsten und fettesten Weiden, mit Wild und
Mineralien, mit Heilquellen aller Art und ausgedehnten Waldungen. Eisen-,
Kupfer-, Blei- und Quecksilbergruben finden sich besonders in den Ost- und
Westalpen.
Aix in Frankreich. Leuk, Pfävers und Tarasp in der Schweiz, Gastein,
Ischl und Baden bei Wien im Kaiserthum Oesterreich sind die bedeutendsten
Gesundbrunnen im Alpenland. Bon allen Ländern, welche die Alpen durch-
ziehen, liefert die Schweiz am wenigsten nutzbare Erze. Gold und Silber
wird nur noch in Tyrol, Salzburg und Kärnthen, Silber nur in Frankreich
auf dem einzigen Werk von Allemont in der Nähe von Grenoble gewonnen.
Der Kupferertrag ist in Frankreich, Tyrol, Illyrien und Steiermark von
einiger Erheblichkeit, dagegen der Bleiertrag, mit Ausnahme der Grube am
Bleiberg bei Villach in Kärnthen (jährlich 30 — 40,000 Centner) durch -
gehends von geringer Bedeutung. Die Eisenproduction in der Schweiz,
Savoyen, Tyrol und Salzburg ist in Vergleich mit der in Kärnthen und
Steiermark, von denen ersteres jährlich wenigstens 250,000 Centner, letzteres
aber 450,000 Centner liefert, unbedeutend. Der Salzreichthum der Alpen
ist bei Hall in Tyrol, Berchtesgaden in Baiern und Hallcin im Salzburgi-
schen (Salzkammergut) großartig zu nennen. Hallein allein liefert jährlich
450.000 Centner. Der Ertrag an Steinkohlen steht zu der Ausdehnung
des Alpenlandes in keinem günstigen Verhältniß. Auch hierin ist Oesterreich
am ergiebigsten; doch werden hier jährlich nur 500,000 Centner gewonnen.
Quecksilber findet sich fast nur in Idria im Königreich Illyrien (jährlich
15.000 Centner).
So erhabene Naturschönheiten die Alpen in der Höhe und im Thale
bieten, so furchtbar sind auch die Erscheinungen, welche ihnen vorzugsweise
eigen sind: die Rüstn, die Lawinen, Bergstürze, der Föhn :c. Die Alpen
fallen steil nach Süden ab und zerfallen in drei große Hauptgruppen: 1) in
die Weftalpen; 2) in die Centralalpen; 3) in die Ostalpen.
I. Die Wellalpen, vom Mittelmeere bis zum kleinen St. Bernhard, ziehen
von S. nach N. und zerfallen in 3 Unterabtheilungen:
1) die Seealpen vom Meere bis zum Monte Viso (Col di Tenda,
Uebergang zum Apenninus);
2) die cottischen Alpen von da bis zum Mont Cenis (11,000');
3) die grafischen Alpen von da bis zum kleinen St. Bernhard; sie ent-
halten den höchsten Punkt im südeuropäischen Alpengebirge, den Mont-
blanc (14,807').
Ii. Die Centralalpen^ welche die massenhafteste Gruppe ausmachen, beginnen
am kleinen St. Bernhard und enden mit dem Dreiherrnspitz in Tyrol
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- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Auch an Mineralien aller Art hat das deutsche Bergland außer den
Alpen nicht unbedeutende Schätze. Gold findet sich wenig vor; bedeutender
schon ist der Bau auf Silber im Erzgebirg, im Harz, in Schlesien rc. Eisen,
Blei, Kupfer, wird an vielen Orten gewonnen, Quecksilber nur (die Gruben
von Idria gehören zum Alpenland) bei Zweibrücken im Gebiete der Saar.
Bedeutende Salzquellen und Salinen finden sich in Lüneburg, Halle, Staß-
furt, Kissingen, Nauheim, Karlsbad rc.; Steinsalz bei Wimpfen am Neckar
und in Oesterreich. Torf, Braun- und Steinkohlen finden sich in den meisten
Gegenden des deutschen Mittelgebirges, insbesondere an der Sieg, Ruhr,
Saar, in Schlesien, Böhmen und Mähren. Kein Land Europas hat so viel
und bedeutende Gesundbrunnen wie das deutsche Mittelgebirgsland. Die wich-
tigsten sind: Baden-Baden, Wiesbaden, Ems, Nauheim, Homburg, Kissingen,
Brückenau, Pyrmont, Aachen; die böhmischen Bäder: Eger, Karlsbad, Töplitz,
Franzensbrunn rc.
3. Das deutsche Tiefland liegt größtentheils innerhalb des kontinentalen
Dreiecks, und umfaßt von den in der Uebersicht mitgetheilten Tiefländern das
norddeutsche, das mittelrheinische und das österreichische.
Das norddeutsche Tiefland ist als eine Fortsetzung des russischen zu be-
trachten, und hat mit demselben namentlich die unbedeutende nördliche Land-
höhe und den großen Reichthum an Binnenseen gemein. In seinem west-
lichen Theile zwischen Ems und Rhein heißt es gewöhnlich das niederrhei-
nische Tiefland. Die Halbinseln Jütland und Holland gehören demnach zum
norddeutschen Tieflande. Dieses ist fast in allen seinen Theilen mit üppigen
Feldern, Wiesen und Wäldern bedeckt; die an die Ostsee grenzenden Gemar-
kungen liefern so ergiebige Getreideernten, daß von da Kornausfuhr in ärmere
Länder und Gegenden stattfinden kann. Eigentlich öde Strecken sind im nord-
deutschen Tiefland nicht vorhanden; nur die Lüneburger Heide und die Moor-
gruben im Westen, insbesondere das Burtanger Moor, sind theilweise auszu-
nehmen. Ebenso ist das Geestland (trocknes Land) an den Meeresküsten zum
Theil unfruchtbar, sehr ergiebig aber das Marschland. (Vergl. § 58. V.)
Das Tiefland des Mittelrheins beginnt unterhalb Basel, und endet bei
Mainz; es ist ganz vom Bergland eingeschlossen, und nimmt eine Breite
von 3 bis 4 Meilen ein. Es ist eine herrliche Culturebene, in welcher
die Wellen des Rheins in grauer Vorzeit einen Binnensee gebildet hatten.
Die österreichische Tiefebene mit dem Marchfelde liegt zu beiden Seiten
der Donau, und ist ebenfalls von allen Seiten theils von den Alpen,,
theils vom Mittelgebirgslande eingeschlossen. Das Land ist wohl angebautes
Garten- und Ackerfeld, das Marchfeld sogar ein kornreiches Gelände. Durch
das Donauthal steht sie mit den ungarischen Ebenen in Verbindung.
8 42.
Das ungarische Mittelgebirgs- und Tiefland.
1. Das ungarische Mittelgebirge wird gewöhnlich unter dem Namen der
Karpathen und des Hochlandes von Siebenbürgen verstanden. Die Karpa-
then reichen von der Quelle der Oder bis zu der der Theiß. Es ist
ein waldreiches Gebirge, welches aus mehreren Gruppen besteht, und in der
hohen Tatra an der Quelle der Waag bis in die Region der Gletscher
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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Kälte und im Sommer drückende Hitze. Dagegen ist das Klima in Irland
für die Erzeugnisse des Pflanzenreichs noch günstiger, als das von England.
Irland ist feuchter als England, und hat noch weniger Kälte und Wärme
als dieses. Vor allenr ist der Graswuchs im englischen Tiefland ausgezeichnet.
Aber auch Weizen, vorzugsweise in England, Hafer und Gerste gedeihen fast
überall. Vor allem aber muß die englische Viehzucht als ausgezeichnet er-
wähnt werden. Die reichen Kohlenlager, insbesondere in der Nähe von
Newkastle, tragen zur Förderung der englischen Industrie wesentlich bei.
Zweiter Abschnitt.
Die hydrographischen Verhältnisse Europas.
§ 45.
Allgemeine Erläuterungen.
Die Hydrographie liefert eine Darstellung der stehenden und fließenden
Gewässer eines Landes oder Erdtheils. Zu den st e h e n d e n Gewässern
gehören alle Ansammlungen von Wasser in tiefer liegenden Gegenden, wie
Seen, Sümpfe, Moräste, Moore oder Moose mit mehr oder minder wage-
rechtem Wasserspiegel. Die fließenden bewegen sich nach niedrig gelegenen
Punkten, und enden in einem Binnensee oder im Weltmeer. Alles fließende
und stehende Gewässer hat einen Ursprung; diesen nennt man die Quelle.
Alle Quellen der Erde verdanken, soweit es uns bekannt ist, ihren Ursprung
den atmosphärischen Niederschlägen (Thau, Regen, Schnee rc.), welche in
die lockere Erdrinde eindringen, sich an geeigneten Orten ansammeln und
wieder an das Tageslicht hervortreten. Das Quellwasser enthält allerlei
erdige und salzige Beimischungen (Stahl-, Salz- und Schwefelquellen, Bitter-
wasser rc.). Die Quellen sind entweder wanne oder kalte, gleichförmige,
periodische oder abwechselnde und intermittirende oder aussetzende.
Das einer Quelle entfließende Wasser bildet zunächst ein Bächlein,
und die Vereinigung mehrerer solcher Abflüsse einen Bach. Aus Bächen
werden Flüsse, und diese vereinigen sich mit dem Strome. Unter einem
Strome versteht man einen solchen Fuß, welcher einen bedeutend langen Lauf,
oder einen Ober-, Mittel- und Unterlauf hat, andere Flüsse in sich aufnimmt
und zuletzt ins Meer oder in einen Binnensee einmündet. Die Flüsse, welche
ein Strom aufnimmt, heißen Neben- und Zuflüsse. Küstenflüsse
ergießen sich ins Meer, entspringen aber nicht weit von ihrer Mündung.
Alle Ströme, deren Wassermassen in den Ocean einmünden, heißen ocea-
nische, es gibt aber auch Ströme, z. B. die Wolga in Rußland, welche
in einen Binnensee ausmünden, oder auch im Sande einer Wüste oder in
einer Steppe versiegen. Diese nennt man Steppenflüsse oder konti-
nentale Ströme.
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ihren Rennthieren, ähnlich wie die Bewohner in den Alpen, im Sommer
die höhergelegenen Weiden besuchen. In Norwegen hat die Viehzucht die
gleiche Bedeutung, wie in den Alpen. Der Fischfang in den Binnenseen
und im Meere ist sehr ergiebig, namentlich gilt der Härings- und Kabeljau-
fang an den norwegischen Küsten und auf den Lofodden als ein sehr ein-
trägliches Gewerbe und ernährt Tausende, welche den mühsamen und höchst
gefahrvollen Fischfang auf dem stürmischen Meere dem friedlichen Ackerbau
vorziehen.
Nur im südlichen Theil der Halbinsel ist der Ackerbau von einiger
Erheblichkeit; Norwegen kann ohne Korneinfuhr uicht bestehen. In Notb-
jahren muß man sich mit Rindenbrot, welches aus Baumrinde, Mehl und
Häcksel bereitet wird, kümmerlich behelfen. Man kann annehmen, daß in
Norwegen nicht einmal der 50. Theil des Landes bebaut werden kann, was
doch in Schweden der Fall ist, welches auch in guten Jahren Getreide aus-
zuführen vermag. Bemerkenswerth ist endlich noch, daß noch unter dein
7 io N. B. bei dem Dorfe Hammerfest Gerste gebaut wird.
Der Hauptreichthum des Landes besteht ohne Zweifel in den sehr aus-
gedehnten Waldungen und vortrefflichen Bergwerken. Die Kupferwerke von
Falun und Röraas, die Eisengruben von Dannemora und Qesterbye, das
Silberbergwerk von Kongsberg liefern jährlich einen Ertrag von 60 Millionen
Franken, wovon 45 Millionen allein auf die Eisenfabrication kommen. Das
schwedische Eisen ist überall wegen seiner Vortrefflichkeit berühmt. Auf die
Versendung der gewonnenen Mineralien und des Holzes beschränkt sich der
ganze Handel in Schweden, da die Fabriken noch keinen kräftigen Boden
gewonnen haben. Salz wird auf der skandinavischen Halbinsel nicht gefunden
und muß aus Frankreich, Portugal rc. eingeführt werden.
Ten Verkehr im Innern helfen künstliche Land- und Wasserstraßen
erleichtern; besondere Erwähnung verdient der Trollhättakanal, welcher den
Abstuß des Wenern-Sees durch einen riesenmäßigen Felsdurchbruch in das
Kattegat leitet. Da der Wenern- und Wettern-See durch Kanäle mit einander
verbunden sind, so kann man von der Nord- in die Ostsee gelangen, auch
ohne den Sund, den großen und kleinen Belt zu passiren.
Schweden besitzt eine einzige Colonie, die kleine Insel St. Barthelemy
in Westindien (3 Q.-M. 10,000 E.).
I. Das Königreich Schweden (8025 Q.-M. 4,072,000 Einw.)
zerfällt in 4 Provinzen und 24 Läne.
A. Swea'and: Stockholm am Mälarsee, 129,000 E., Festung, Haupt-
stadt, lluiv. Upsala, 10,000 E., mit Linne's Denkmal. Dannemora
(400,000 Centner Eisen jährlich). Falun hat ergiebige Kupfer-
gruben. Geste, 12,200 E.
B. Gotlstand: Göteborg, 44,000 E., 2. Handelsstadt. Calmar, Astadt,
lleberfahrtsort nach Dänemark und Deutschland. Karlskrona, 16,000
Einw., Station der Skärenflotte. Die fruchtbaren Inseln Oeland
und Gothland mit Hauptstadt Wisby, einst eine reiche Hansestadt.
6. Papp land: eine rauhe Provinz mit unbedeutenden Dörfern.
Ii. Das Königreich Norwegen (5,800 Q.-M. 1,680,000 Einw.)
zerfällt in 5 Stiftsämter.
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Zusammensetzung schließen läßt. Sie sind zu allen Jahreszeiten wahr-
zunehmen, am häufigsten jedoch um den 10. August und 11. bis 15. No-
vember. Die November-Periode erreicht wieder alle 33 Jahr nhr Maxi-
mum, was die Jahre 1799, 1833 und 1866 unwidersprechlich erwiesen
haben. In diesen Jahren war am 12. bis 14. November in den ver-
schiedensten Gegenden der Erde der Steruschnuppenfall so außerordentlich
groß, daß man den Anblick eines himmlischen Feuerwerkes genoß. Alle
bewegten sich in der Richtung von Osten nach Westen, in der Richtung
zum Sternbilde des Löwen, nach welchem in dieser Zeit die Erde gerichtet
ist. Für die August-Periode liegt der Hauptansgaugspunkt im Algol des
Perseus, was mit der Stellung der Erde um diese Zeit zusammenhängt.
Im Novenlber 1866 ist auch der außerordentliche Fall des Aufeinander-
treffens zweier Sternschnuppen vorgekommen. Beide Sternschnuppen zer-
platzten beim Zusammenstoß und ließen einen ringförmigen Kranz von
Funken zurück.
Es ist jetzt keinem Zweifel mehr unterworfen, daß die Sternschnuppen
dem Kosmos, dem Welträume, angehören, kleine Asteroiden, Meteor-
Asteroiden find, die in einem Strome von großer Mächtigkeit, vielleicht auch
in zwei Strömen, die Sonne umkreisen. Diese Ströme liegen uicht in der
Ebene der Erdbahn, sondern schneiden dieselbe in zwei Punkten (Knoten).
Im August kommt die Erde dem einen, im November dem andern nahe,
zieht dann eine Anzahl Sternschnuppen an, läßt sie uns als feurige Raketen
erscheinen und darauf für immer verschwinden. Schwierig bleibt dabei die
Entzündung dieser Körper zu erklären.
Im August und November befindet sich die Erde auf der untern
Seite der Sternschnuppenströme, d. h. sie ist näher bei der Soune als die
Sternschnuppen, diesen ist also der Theil der Erdoberfläche zugekehrt, wel-
cher Nacht hat, und die Sternschnuppen können gesehen werden. Zu an-
derer Zeit aber befindet sich die Erde auf der äußeren Seite der beiden
Ströme, ihnen ist die Erdseite, welche Tag hat, zugekehrt; wir können
dann zwar die Sternschnuppen nicht sehen, aber dennoch verkünden sie ihre
Nähe. Ein halbes Jahr nämlich nach der Novemberperiode, nämlich am
11. bis 13. Mai, geht die Erde durch den zweiten Knoten der Bahn des
Novemberstroms, die Sternschnuppen werden nicht gesehen, weil sie der
Sonne näher sind, sie gehen bei Tage vor der Sonne vorbei; man kann
sie nicht sehen, weil sie zu klein sind und das Sonnenlicht zu sehr blendet,
aber ihre Zahl ist doch so groß, daß sie der Erde einen Theil der Sonnen-
strahlen entzieht, dadurch den wärmenden Einfluß der Sonne auf die Erde
schwächen, die Verminderung der Wärme und die Kalte verursachen, welche
nicht selten in jenen berüchtigten Maitagen (Mamertus, Pancratius und
Servatius) den Frühlingsgewächsen so nachtheilig wird. Diese Hypothese
bedarf natürlich noch der weiteren Bestätigung.
Große, mit Rauch und Flamme erscheinende Sternschnuppen nennt
man Feuerkugeln, von denen man zuweilen auch welche am Tage wahr-
genommen hat. Ihre Erscheinung ist mitunter mit dem Herabfallen von
Steinmassen, die man Meteorsteine nennt, verbunden gewesen. Sie haben
eine Schwere von einigen Loth bis zu mehreren Centnern, und bestehen
aus Eisen (Meteoreisen), Nickel, Kobalt, Kieselerde, Talkerde u. s. w.,
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
> - 338 -
bildeten Atmosphäre umgeben ist. Mittels der Spectralanalrffe hat man
bereits gefunden, daß sich in der Sonnenatmosphäre Natrium, Kalium,
Calcium, Eisen und Magnesium findet, während Kupfer, Gold, Silber,
Strontium, Aluminium, Blei, Quecksilber und Arsen darin fehlen. Man
hat diese Beobachtungen auch bereits auf die Fixsterne und Nebelflecken aus-
gedehnt. Als Bestandtheile der ersteren hat man Eisen, Calcium, Natrium,
Magnesium und Wasserstoff erkannt. Im hellsten Stern des Orion scheint
Wasserstoff zu fehlen; Aldebaran enthält Quecksilber, Antimon und Tellur.
Die Nebelflecke sind als glühende Gasmassen ohne festen Kern erkannt
worden, von welchen Wasserstoff und Stickstoff die Hauptbestandtheile zu
sein scheinen Die mehrfach genannten Sounenflecke erklärt man sich als
Schlackenbildungen, die bei der allmählichen Erkaltung der Sonnenoberfläche
ebenso eintreten müssen, wie bei der Erde und allen andern Planeten, die
in einem früheren Stadium ihrer Entwickelung ihr eigenes Licht besaßen. —
Das Sonnenlicht erscheint ungebrochen unserm Auge — weiß; durch Regen-
tropfen und ein Glasprisma wird es in die 7 Regenbogenfarben zerlegt:
roth, hell- oder orangegelb, dunkelgelb, grün, hellblau, dunkelbau und violett.
Daraus folgt, daß das weiße Sonnenlicht aus verschiedenfarbigen Strahlen
zusammengesetzt ist, und daß es allein den Körpern die Farbenpracht mit-
theilt, in welchen sie uns erscheinen.
Das Licht bewegt sich von der Sonne Zur Erde in 8 Minuten; es
legt also in einer Sekunde einen Weg von 41,000 Meilen zurück. Das
ist die größte uns bekannte Geschwindigkeit. Diese Entdeckung verdankt
die Astronomie dem Dänen Olof Römer 1676, welcher die Verfinsterungen
der Jupiter-Trabanten genau beobachtete (§ 125). Die Erde ist demsel-
den bald näher, bald ferner gerückt. Der Unterschied beträgt die Länge
des Durchmessers der Erdbahn oder 42 Mill. Meilen. Jupiter verfinstert
seine Trabanten, namentlich die drei ihm nächsten bei jedem ihrer Umläufe.
Nach der Erfindung der Fernröhre berechnete man ganz genau die Zeit
dieser Verfinsterungen. Die Beobachtungen stimmten mit den Berechnungen
überein, wenn die Erde sich zwischen Sonne und Jupiter befand, aber
wenn die Erde sich vom Jupiter enffernte, so stimmten sie nicht, und zwar
trat in diesem letztern Falle die Beobachtung später ein, als die Berechnung
bestimmt hatte. Die Ursache dieser Beobachtung fand Römer darin, daß
das Licht Zeit gebraucht, um vom Jupiter zur Erde zu gelangen. Der
Augenblick der Verfinsterung eines Jupiter-Trabanten und feines Austritts
aus dem Schatten muß stets früher gesehen werden, wenn die Erde näher
beim Jupiter steht, als in dem zweiten Falle, wenn sie weiter von ihm
entfernt ist. Genaue Beobachtungen ergaben, daß das Licht den Durch-
messer der Erdbahn (42 Mill. M.) in 16 Minuten durcheilt, und da
die Sonne 21 Mill. M. von der Erde absteht, so gelangt das Sonnen-
licht in 8 Minuten zur Erde.
2. Der Mond. Nur 5 Planeten haben Monde; auch unsre Erde
wird nächtlich vom Lichte eines Trabanten erhellt. Unser Mond hat eine
dreifache Bewegung: 1) um die eigne Achse, 2) um die Erde, 3) um die
Sonne mit der Erde. Zur Umdrehung um seine Achse gebraucht er 27stz
Tag. Da aber die Erde auf ihrer Bahn nie stille steht, so dauert es
noch ungefähr 2ffs Tag, bis Erde und Mond wieder in die gleiche Stel-
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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Die Gewitter tragen viel zur Fruchtbarkeit der Erde bei, reinigen die
Luft, mindern die Hitze und erquicken Pflanzen, Thiere und Menschen, wenn
auch schon zugegeben werden muß, daß ihre Wirkungen durch ihre gewaltigen
Kräfte, begleitenden Regengüsse, Hagelschlag und Stinmwind sehr verderblich
ausfallen können.
Eine andere elektrische Lusterscheinung ist das St. Elms-Feuer. Es ist
ein leuchtendes Meteor, welches sich häufig an den Mastbaumspitzen der
Schiffe ansetzt und wahrscheinlich elektrischen Ursprungs, aber ohne nach-
theilige Folgen ist. Alexander von Humboldt beschreibt es folgendermaßen:
„Als ich die Masten beobachtete, sah ich die Spitzen oder Bramstange bis
auf 3 Fuß unter den Knopf des Flaggenstocks gänzlich in eine kalte Flamme
von blassem phosphorähnlichem Licht eingehüllt, welches den Umfang des
Mastes völlig umschloß und von einer hüpfenden oder kriechenden Bewegung
begleitet war, wie man dies bei Verbrennung von gewöhnlichem Phosphor
auf einem Tische fleht. Auch die Spitzen der Bramstangen, des Vorder-
und Besanmastes zeigten eine ähnliche Erscheinung. Diese seltsame Beleuch-
tung dauerte 8 bis 10 Minuten lang mit unverminderter Stärke an, wurde
schwächer und kleiner, bis sie endlich ganz verschwand, nachdem sie nicht
weniger als eine halbe Stunde gedauert hatte."
Auch die Tromben- oder Land- und Wasserhosen werden elektrischen Ein-
flüssen und Ursachen zugeschrieben. Tromben nennt man dicke Dunstmassen,
die häufig in drehender und fortschreitender Bewegung sind, meist in der Ge-
stalt eines Kegels erscheinen, dessen Basis oft gegen die Wolken gekehrt ist,
die Spitze zur Erde — oder auch umgekehrt. Unter großem Geräusch
nahen sie sich, entwurzeln und entblättern Bäume, zerschmettern oder ent-
führen sie. Sie decken Häuser ab, werfen sie um und zerstören Alles, was
ihnen im Wege ist. Oft schütten sie Regen und Hagel aus, schleudern
Blitze, lassen Donnergetöse hören und zergehen darauf bald wieder. Man
beobachtet sie auf dem Meere und auf dem Lande. Nach der einen Ansicht
sind die Tromben unvollkommene Leiter zwischen den Gewitterwolken und der
Erde und die sie begleitenden Luftströme eine Folge der elektrischen Anziehung
und Abstoßung. Nach einer andern sind gerade diese Luftströme das Wirk-
same der Tromben, und darum werden sie auch zu den Orkanen gezählt.
Das Polarlicht, das ebenfalls zu den elektrischen Lufterscheinungen ge-
zählt wird, wollen wir im nächsten Paragraphen besonders betrachten.
8 127.
Der Erdmagnetismus und das Polarlicht.
Schon im Alterthum fand man bei der Stadt Magnesia einen dunkel-
grauen, meist schwärzlichen Stein, welcher die besondere Eigenschaft besaß,
kleine Eisentheilchen anzuziehen. Dieses Mineral, Magneteisenstein genannt,
findet sich in Schweden sehr häufig, auch in Mexiko, Ostindien, Sibirien,
im Harz re. Die anziehende oder magnetische Kraft des natürlichen Erzes
kann man leicht auf Stahl übertragen; der magnetisirte Stahl ist dann ein
künstlicher Magnet. Eine magnetisirte Stahlnadel, wie wir sie gewöhnlich
in einem Compaß sehen, hat 2 Endpunkte, welche die stärkste Anziehungs-
krast zeigen und Pole heißen, sowie eine Stelle, wo gar keine ersichtlich ist;
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Außer diesen und andern Tangarten wachsen im Meere noch Meer-
lattiche mit gekräuselten, purpurrothen Blättern, klumpige, faustgroße, durch-
löcherte Seeschwämme re. „Ueppig, mit tausend mannigfachen Gestalten, theils
dem Boden sich anschmiegend, theils mit krausen Laubbüscheln emporragend,
theils lang hingestreckt mit wallenden Wedeln der Bewegung des Wassers
folgend, stehen die Tange in Hellem und dunklem Grün, im prachtvollsten
Roth und Gelb glänzend im Widerschein des Lichtes. Millionen von Thieren
weiden, jagen und ruhen aus in diesen Pflanzen, welche rasch wachsen und
schnell vergehen. Auch der Mensch weiß sie zu nützen; die losgerissenen
Tangwälder liefern ihm aus der bromhaltigen Asche Soda und Jod, der
Apotheker kaust Carragheen-Tang, seine Heilmittelsammlung zu vervollständi-
gen, die Irländer und Grönländer leben sammt ihren Rinder- und Schaf-
herden von Mehl- und Zuckertang, an der Normandie düngt man die Aecker
damit, und in Grönland schminken sich die Frauen mit dem rothen Mehle
des Purpurtangs."
8 129.
Die allmähliche Bildung der Erdoberfläche.
Im Anfange bewegte sich die Erde als eine feurig-flüssige Masse im
Weltenraum; den festen Erdkörper umschloß eine gasreiche, sehr dichte At-
mosphäre. Alles Meer war noch Wasserdampf. Dadurch aber, daß der
Erdkörper beständig Wärme in den Weltenraum ausstrahlte, mußte er an
seiner Oberfläche wenigstens eine Verminderung der Hitze erleiden. Es
bildete sich, wie auf dem Wasser jetzt eine Eisdecke, über der Erdoberfläche
eine Erstarrnngskruste, welche um so weniger ohne fortwährende große Zer-
trümmerung bleiben konnte, weil die Anziehungskraft des Mondes und der
Sonne in der flüssigen Erdmasse Ebbe und Fluth, d. h. beständige Bewe-
gungen hervorrief. Wenn nun auch die dünne Decke in Schollen zerbröckelte,
sich wieder fügte und abermals barst, so mußte dieselbe doch endlich durch
die fortwährende Wärmeausstrahlung an Dicke und Consistenz gewinnen.
Jetzt erst, nachdem auch die Temperatur der Atmosphäre bedeutend abgenom-
men hatte, war es dem Wasserdampf ermöglicht, sich zu einer tropfbar-flüssi-
gen Masse, zu Wasser zu vereinigen. Dadurch entstanden die ersten aus
Wasser abgelagerten sogenannten Sedimentär- oder Schichtgesteine, welche be-
greiflicher Weise eine sehr einförmige Bildung zeigten. Sobald aber das
Wasser in erheblicher Menge durch eine Spalte ans die glühende Fläche des
Erdkerns gelangte, mußte sich eine ungeheure Masse Wasserdampf bilden,
welcher durch die hohe Temperatur eine außerordentliche Spannkraft erhielt.
Mit einer unwiderstehlichen Gewalt dehnten sich die Dämpfe aus. Sie
mußten also die Erdrinde emporheben, sie stellenweise blasenförmig auftreiben
und durchbrechen. Auch die oben bemerkte fluchende Bewegung der feurig-
flüssigen Masse im Innern der Erde verursachte Zerreißungen der Oberfläche,
und nicht minder wahrscheinlich ist es, daß die krystallinische Beschaffenheit
der allmählich erkaltenden und fest werdenden Erdrinde dieser eine größere
Ausdehnung gab und dadurch die noch flüssigen Massen zum Ausbruch
drängte. Denn krystallinische Körper nehmen häufig einen größern Raum
ein, als dieselben Körper, als sie noch flüssig waren, wie denn z. B. Eis